Dysbalance des Nervensystems: Was im Körper passiert

Wenn du von einer Dysbalance des Nervensystem hörst, ist damit gemeint, dass das dein Nervensystem nicht mehr adäquat zwischen Spannung und Entspannung wechseln kann. Das bedeutet, dass sich dein Körper entweder dauerhaft in einem Zustand von Alarmbereitschaft befindet oder aber im Gegenteil verharrt, nämlich in der Unterregung. In diesem Fall sind Antriebslosigkeit und Desinteresse im Allgemeinen stetige Begleiter.

Eine dauerhafte Dysbalance deines Nervensystems kann zu zahlreichen chronischen Beschwerden führen. Dazu zählen

  • chronische Schmerzen
  • Erschöpfung und anhaltende Müdigkeit
  • Kopfschmerzen
  • Verspannungen
  • Vermehrte Reizbarkeit
  • Innere Unruhe und Anspannung
  • Verdauungsprobleme
  • Schlafstörungen

Ein dysreguliertes Nervensystem lässt sich auf ein dauerhaftes Stressempfinden zurückführen. Doch was passiert eigentlich bei Dauerstress im Körper?

Zentrale Anlaufstelle ist hierbei unser vegetatives Nervensystem. Dort werden unsere unwillkürlichen Abläufe wie Stoffwechsel, Atmung und Herzschlag gesteuert. Dieses vegetative Nervensystem lässt sich wiederum noch mal in zwei Untersysteme unterteilen: In das sympathische und parasympatische Nervensystem. Während der Sympathikus den Körper in erhöhte Leistungs- und Reaktionsbereitschaft versetzt und bei Gefahr wie eine Alarmanlage funktioniert, setzt der Parasympatikus auf das Gegenteil: Entspannung, Erholung und Regeneration. Die zwei Systeme können in der Regel gut zusammen arbeiten: Während der Sympatikus den Körper Leistungen erbringen lässt, kümmert sich der Parasympatikus um die Rückkehr zur Normalität.

So weit, so gut. Nur wie gerät dieses System so aus der Balance, dass sich chronische Beschwerden einschleichen?

Stell dir nun mal vor, du bist einer Problematik ausgesetzt, die dir Stress bereitet. Sagen wir, du bist auf einer Wanderung und plötzlich steht ein großer, knurrender und gefährlich aussehender Hund vor dir. Dein Körper kann diesen Hund sehen, hören, riechen und gibt das an dein Gehirn weiter. In Windeseile wird diese Situation bewertet und als Gefahr eingestuft. Das Gefahrensignal erreicht das Angstzentrum im Gehirn und wird dann weiter ins das Regulationszentrum geleitet. Dort werden die Stressreaktionen aktiviert, die auf körperlicher Ebene stattfinden. Es werden Adrenalin und Noradreanalin ausgeschüttet. Diese Hormone sorgen dafür, dass die Pupillen geweitet werden, die Verdauung ausgesetzt und die Herz- und Atemfrequenz deutlich erhöht wird. Der Sympatikus setzt also alles daran, deinen Körper in den Kampf- oder Fluchtmodus zu versetzen.

Dann, die Gefahr ist vorüber. Das Herrchen leint den Hund an und zieht von dannen. Jetzt führt der Parasympatikus den Körper in einen entspannten Zustand zurück. Er senkt die Herz- und Atemfrequenz, regt die Verdauung an und lässt den Körper sich wieder sicher und ruhig fühlen.

Was aber, wenn die Gefahr andauert und eben nicht nach kurzer Zeit vorbei ist? Dann wird Plan B umgesetzt und das Hormon Cortisol wird vermehrt produziert und ausgeschüttet. Unser Körper ist zwar dafür gemacht, mit einzelnen Stresssituationen umzugehen, nicht jedoch mit dauerhaft erlebtem Stress. Als stünde man diesem knurrenden Hund die ganze Zeit gegenüber, sodass der Körper gar nicht mehr in die Ruhe zurückfinden kann. Ein dauerhaft erhöhter Cortisolspiegel im Blut mindert die Aktivität des Parasympatikus und erschwert somit die Erholung. Und da stehen wir dann an dem Punkt, wo der Körper nicht mehr richtig zwischen Spannung und Entspannung wechseln kann und somit auf einem hohen Stresslevel bleibt. Das klingt nicht nur richtig anstrengend, sondern kann auch krank machen.